Bei der Gründung der Abtei Siegburg wurde dem neuen Kloster durch Erzbischof Anno II. 1064 ein Drittel der Augustinuskirche zu Menden geschenkt. Um 1300 fand die Kirche im liber valoris Erwähnung.
Die bis in das 19. Jahrhundert noch erhaltene romanische Augustinuskirche stammte aus dem 12. Jahrhundert. Sie war eine zweischiffige Kirche, deren Hauptschiff im Osten ein viergeschossiger Chorturm vorgesetzt war. Damit entsprach die Kirche dem für die Region nicht ungewöhnlichen Typus von Chorturmanlagen, die vor allem im Umfeld der dem Cassius-Stift und dem Stift Vilich inkorporierten Pfarrkirchen entstanden waren.
Um 1800 verlor die Kirche ihre typische Ostung, indem die Apsis am Chorturm entfernt und dem Hauptschiff im Westen ein neuer Chor angefügt wurde. Zusätzlich wurden zwei Arkadenpfeiler zum Seitenschiff entfernt. 1872 wurde der romanische Turm wegen Baufälligkeit bis auf die Turmhalle abgebrochen. Nach Errichtung der größeren neoromanischen St. Augustinuskirche wurde die alte Kirche schließlich 1896 ganz niedergelegt. Die alte Kirche ist durch Aufmauerung der Grundmauern kenntlich gemacht worden. Einige Fotos sind auf Goolge hier zu finden.
Quelle: Wikipedia (mit weitergehenden Informationen)
Kirchenführung durch Erich Pötz und Kunibert Krenz von der Kolpingsfamilie
Im Rahmen einer von der Kolpings Familie Sankt Augustin angeregten Kirchenführung am 27. September 2023 durch die Mendener Pfarrkirche Sankt Augustinus konnte nicht alles, was in der Kirche sehenswert und eventuell erklärungsbedürftig ist, vorgestellt werden. Hier daher ein paar weiteführende Informationen von Erich Pötz
Unter dem Kreuz ist ein Pelikan
Der Vogel unter dem Kreuz ist ein Pelikan. Die Art und Weise, in der dieser seine Jungen – sie sind auf dem Bild in einem Nest ebenfalls angedeutet – aus dem dehnbaren Kehlsack heraus füttert, indem er dabei den Schnabel auf die Brust stemmt, um die Fische bequemer auswürgen zu können, wobei sich seine weißen Federn oft blutrot färben, hat zu der uralten Fabel geführt, dass der Pelikan sich die Brust aufreiße und mit seinem Blut die Jungen belebe und ernähre. Daher gilt der Pelikan als Symbol der sich selbst aufopfernden Vater- und Mutterliebe. Seit dem Mittelalter ist er auch ein Symbol für den sich selbst aufopfernden Jesus Christus. Dieser Bezug zur Leidensgeschichte Christi wird auch durch die Positionierung unter dem Kreuz und durch das Nest hergestellt, das die Form der Dornenkrone aufgreift.
Ungewöhnlich sind auch die beiden gleichen Zeichnungen in den unteren Ecken. Eine Schlange windet sich um das Kreuz. Sie erinnert sicherlich nicht an die Äskulapschlange der Mediziner und Apotheker, sicher auch nicht an die Schlange im Paradies. Diese Schlange verweist auf eine Stelle im Buch Numeri. Dort schickt der Herr dem murrenden Volk Israel Giftschlangen, an deren Bissen viele Israeliten sterben. Als das Volk seine Schuld bekennt und Moses um Fürsprache bei Gott bittet, befiehlt dieser: „Mach dir eine Schlange, und hänge sie an einer Fahnenstange auf! Jeder der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht. Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zur Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben“ (Num 21,8-9). Diese Kupferschlange ist nach dem Evangelisten Johannes das alttestamentliche Vorbild des gekreuzigten Heilands. „Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ (Joh 3, 14-15). Die Schlange in den beiden Ecken ist also kein Teufels-, sondern ein Christussymbol.
Auffallend sind die Abbildungen der Sonne (links, rot) und des Mondes (rechts, mit Mondgesicht) über dem Querbalken des Kreuzes. Sie kommen in Kreuzigungsdarstellungen als Lobpreis Gottes oft vor. Schon im Psalm 148 heißt es in Vers 3, dass Sonne und Mond den Herr lobpreisen sollen. Mit diesem Motiv von Sonne und Mond über dem Gekreuzigten haben die Christen eine alte römische Tradition aufgegriffen. In der Antike war es üblich, oberhalb besonders herausgehobener Persönlichkeiten, etwa der unter die Götter gerechneten Kaiser, als Zeichen der Verehrung Sonne und Mond darzustellen. Mit der Übernahme dieses Bildtypus wollten die Christen zeigen, dass dieser dem äußersten, schmachvollsten Leiden ausgesetzte, am Kreuz gestorbene Jesus Gott war und im Himmel thront.
Vielleicht verweisen Sonne und Mond auch auf eine Stelle im Buch Jesaja. Dort heißt es in der sogenannten Jesaja-Apokalypse über das Weltgericht: „Dann muss der Mond sich schämen, muss die Sonne erbleichen. Denn der Herr der Heere ist König auf dem Berge Zion und in Jerusalem, er offenbart seinen Ältesten seine strahlende Pracht“ (Jes 24,23). Tatsächlich wird die Sonne im Mendener Kirchenfenster schamrot dargestellt und der Mond kreidebleich. Für diese Deutung spricht auch, dass die Bildunterschrift dem Buch Jesaja entnommen wurde.
Häufig steht die Sonne wegen ihrer mehr oder minder gleichen Form für die Erde, während der Mond wegen seiner sich wandelnden Form auf das Wasser verweist, das ständiger Veränderung unterworfen ist. In diesem Sinne würden dann Sonne und Mond über dem Kreuz auf die Trauer der ganzen Natur über den Tod Christi hinweisen.